-. Quando sagittari sagittaverunt papegay. Der Medienstreit
im mittelniederländischen Theaterbetrieb.
[discussion of 15th-c.
terminology concerning the plays, players and theatre productions]
In: NEERLANDICA WRATISLAVIENSIA
1994.VII:77-96
Andrzej Dąbrówka
Quando sagittari sagittaverunt papegay...
Der Medienstreit im mittelniederländischen Theaterbetrieb.
- § 1. Typen von Spielen.
- § 2. Spielgruppierungen.
- § 3. Der Spielplatz: camere, solre, spelhuus, danshuus.
- § 4. Kirchliche recreatio und fürstliche Feierpflicht.
- § 5. Bürger im eigenen Tanzhaus.
Das frĂĽheste explizite Zeugnis ĂĽber den
niederländischen Theaterbetrieb stammte lange von Jodocus Badius
Ascensius [Joost van Assche de Bruine(1)]. In der ersten Auflage seiner
Edition der Komödien von Terenz, Lyon 1493, gibt es Illustrationen zu
den einzelnen Szenen dessen StĂĽcke(2), sowie eine Gesamtdarstellung des
Theaters, die manchmal für das damalige niederländische
Theaterinterieur gehalten wird(3).
In seinem Vorwort zur
zweiten Auflage seiner Terenz-Edition, Paris 1504, sprach Badius u.a.
über "diejenigen, die gegen Bezahlung in Sälen Historien von Königen
und FĂĽrsten spielen, wie es nun ĂĽberall zu sehen ist in Flandern und
den umgebenden Gegenden."(4) Den Dukumenten der
Rederijkersvereinigungen, die selbstverständlich allerlei Informationen
über die damalige Spielpraxis enthalten, verdanken wir eine Bestätigung
des Berichts von Badius hinsichtlich der berufsmäßigen Aufführungen in
Sälen. In einer Einladung zur Teilnahme an den Theaterfestspielen in
Antwerpen im Jahre 1496 findet sich unter den Wettbewerbsvorschriften
ein Absatz, wo professionellen Spielern, die in Sälen Historien oder
heraldische Geschichten wie auch esbattementen
entgeltlich gespielt haben, verboten wird, sich um die Preise zu
bewerben. Die Passage aus der "Caerte 1496" ist 1984 von Hummelen nach
deren Veröffentlichung von Van Autenboer 1978 mit dem
78
Bericht von
Badius in Zusammenhang gebracht worden. Die unser Thema betreffenden
AusdrĂĽcke werden in dem untenstehenden Zitat kursiv gesetzt:
- Item dat alle camer speelders hier uijt [Preiswettlauf] sijn geseht [ausgeschlossen] die op cameren gespelt hebben ofte noch doen te weten historien ofte cronijcken vanden banieren die sij costumelijk uithangen, oock de gene die op de selve cameren esbattementen om winninghe
gespelt hebben ende dat nochtans naer de feeste van Lovene [Löwen 1478]
daer ons instelders van deser tegenwoordiger genueghelijcker
vergaderingen toegevoeght was den jonghsten lantprijs d`welck was int
jaer M.CCCC ende LXXVIII lestleden ende insgelijcxs oock alle spraeck sprekers [herumreisende Dichter], rolleschrijvers
[Liederautoren?] ende diergelijcken sijn hier uijtgesteken niet tot
haer versmaetheden [Geringschätzung] maer om te laetene allen herten
ende goetwilligen den wegh te badt ende genuegelijcxste besoigneren ten ware dat die selve tsijndert behoorelijcke ende ghewonelijke beteringe gedaen hadden.
Wir sehen also, daĂź die camerspelders
anläßllich der vorigen Spiele von 1478 aufgefordert worden waren, auf
die Professionalisierung zu verzichten. In der Caerte findet sich sonst
Wichtiges ĂĽber das Repertoire, den Spielplatz sowie ĂĽber die
Spielgruppierungen als Organisationen zur Ăśbertragung von Kulturwerten,
d.h. eine Art Medien. Deshalb scheint es lohnenswert, den dort zum
Ausdruck kommenden Willen, die camerspelders zu
diskriminieren, aus dem dynamischen Zusammenhang dieser Aspekte zu
erklären, den man teils bildhaft, teils hypothetischerweise als
Medienstreit bezeichnen könnte.
§ 1. Typen von Spielen
Die Caerte 1496 teilt das Repertoire der camerspelders in zwei Gruppen ein: historische (heraldische) ChronikstĂĽcke und die sogenannten esbattementen,
was meistens als Farcen zu verstehen ist. Das Besondere an diesen
Gattungsangaben erfahren wir aus dem Vergleich mit zeitgenössischen
Dokumenten der Rederijker aus Berg op Zoom (West-Flandern), in deren
Statuten von 1476 grote spelen den batementen gegenĂĽbergestellt werden, indem die ersteren op stellagien en toonen aufgefĂĽhrt werden sollten, die letzteren dagegen op een wagen (Hermans 326). Grote spelen
kann Vieles bedeuten und eine solche Zweiteilung schlieĂźt
wahrscheinlich nichts aus, sie ist wegen der Differenzierung des
Spielortes interessant. Inzwischen darf die Gesellschaft Fonteine von
Gent 1476 esbatemens, misteres et histoires spielen (Erné 1931:224). Sind es nicht gerade diese misteres, die von den camerspelders nicht
gespielt worden sind, was so auffallend war? Wenn wir die damalige
Gattungsterminologie(5) beiseite lassen, weil ihr Gebrauch so
ĂĽberraschend sein kann - so spielten die SchĂĽler zu Herzogenbusch noch
1586 eine comedie van de passie (Hermans 162) - und nicht entscheiden, ob Verdam richtig camerspel mit esbatement
gleichsetzt, dem Gebrauch der Diester Rederijker folgend, dann bleibt
eine modellartige Unterscheidung von Texttypen, die zwar uneinheitlich
genannt, aber auseinandergehalten worden sind.
79
Die Unterscheidung
geistlich-weltlich liegt dem Zensuredikt von 1559 zugrunde, wo im
voraus spelen van zinnen oft moraliteit ofte andere dingen die ghespeelt worden ter eere Gods approbiert werden, wogegen es verboten wird, eenige camerspelen, baladen, liedekens, commedien, batementen, refreinen zu veröffentlichen, zu singen oder zu spielen, falls sie die Geistlichkeit oder die Religion betreffen und zwar int openbaer, in gezelschap oft int heymelyc (DHondt 53). 1560 wurde von Philipp II. das Aufführen von Spelen van zinnen oft moraliteyten, camerspelen, Batementen, Rondeelkens, Refreynen, Baladen enz.
verboten unter derselben Voraussetzung (Belgisch Museum V:111). Die
drei Typen der theatralischen Veröffentlichung: öffentlich, für eine
Gesellschaft und heimlich - machen auf eine nicht unwichtige Ursache
der in der Caerte 1496 beabsichtigten Diskriminierung der camerspelders
aufmerksam: sie konnten im halböffentlichen oder gar privaten Verkehr
arbeiten (vgl. bei Plantijn 1573 camerspel = histrionia privata, ludicrum privatum).
Die Abnahme weltlicher Belege in der zweiten Hälfte des 15.
Jahrhunderts (Dąbrówka 1990) könnte dann ein impliziter Beweis ihrer
"beunruhigenden" Zunahme im (halb)privaten Umlauf sein.
Die
Unterscheidung geistlich-weltlich kommt auch in der Tradition der
Abendvorstellungen zum Ausdruck. 1433 wurde in Damme am Abend desselben
Tages, wo ein biblisches StĂĽck aufgefĂĽhrt worden war, fĂĽr den
BĂĽrgermeister een goed abatement
gespielt (Vander Straeten I:30). In der ganzen Reihe von Belegen(6)
wird nicht immer ausdrĂĽcklich der Typ angegeben, aber die
Abendvorstellung wird im allgemeinen einen weltlichen Charakter gehabt
haben: 1498 Breda - den speelluden die opten bezworen Maendach
opter stadhuys ende des avonts int Wynhuys voir myn Juffrouw van Baden
gespeelt hadden 6 st. (Hermans 199).
Es ist nicht
undenkbar, daĂź die mehr kameralen oder kabarettartigen(7)
Abendvorstellungen mit der Spezialisierung der Ensembles
zusammenhängen, die in der Caerte verzeichnet worden ist (oock de gene...).
Als ein Hinweis darauf kann dabei die Differenzierung des Weltlichen
ins Ernste und Komische dienen, die bei den Abele Spelen so ins Auge
fällt. Dafür ist auch eine theatergeschichtliche Tradition anzuweisen,
die uns wunderlicherweise wieder nach West-Flandern fĂĽhrt. 1434 wurden
in Oudenburg bei Ostende zwei StĂĽcke nacheinander aufgefĂĽhrt,
höchstwahrscheinlich eine Farce und ein Königsspiel (De Wolf 303).
Schon rund 1400 scheint man goede solaselike spele(8) von den spelen sonder dorperheit(9) oder
80
sonder vylonie(10) zu unterscheiden. In dem Chronikbericht ĂĽber das SchĂĽtzenfest von 1408 zu Oudenaarde wurden das bamentene und scoenen spelen te spelene
als Nebenziele der Zusammenkunft gesondert erwähnt. Es wird dort auch
gesagt, daĂź es ein solches BĂĽrgermilizfest seit 60 Jahren nicht gegeben
habe (Vander Meersch 380), was die allgemeine Datierung der Abele
Spelen mit den Sotternien auf ca 1350 von Seiten der
theatrica-Geschichte bestätigt. Selbst wenn sie nicht immer in der
Kombination ernst-komisch begegnen, waren die DoppelauffĂĽhrungen keine
Seltenheit. Abgesehen von den umgebenden Gebieten - der erste
französische Beleg von 1352 betrifft ja eine Doppelaufführung (Petit de
Juleville 323) - haben wir: Flandern 1481 - twee ghenouchliken esbatementen
(DHondt 31), die Mehrzahl in den Belegen von Damme 1454 und zweimal
1455, gegenĂĽber der Einzahl 1451 und 1455. Mehrere Beispiele aus
Mechelen (1511, 1530) sprechen sogar von diverse spelen (1512, 1524, 1525, 1528, 1546 - Van Autenboer).
Die Doppelaufführung abel spel + sotternie hat man verschieden erklärt:
theatergeschichtlich (Hunningher, Van Dijk), literatur- und
kulturgeschichtlich (Traver, Van Meurs). Man hat darin auch einen
Zufall gesehen, der keiner Erklärung bedarf (Hollaar und Van den
Elzen). Was jedoch bei einem einzigen Textpaar akzeptabel wäre, ist bei
fĂĽnf Paaren aus bloĂźen WarscheinlichkeitsgrĂĽnden abzulehnen. Aus der
Geschichte der Ăśberlieferung der abele spelen ist ebenfalls keine Spur
einer solchen en-bloc-AuffĂĽhrung zu finden (Dąbrówka 1989).(11)
Auf die Doppelstruktur kommen wir noch im § 4 zu sprechen, aus dem
Obigen halten wir folgende mögliche Gründe zur Diskriminierung der
camerspelders fest: (1) sie spielten keine geistlichen StĂĽcke, (2) sie
konnten ohne Kontrolle im unoffiziellen Verkehr arbeiten, wodurch sie
das bloĂź attraktive anbieten konnten, (3) sie konnten finanziell
unabhängig sein und dadurch professioneller, d.h. wieder attraktiver
auftreten. Der vierte "Fehler" der camerspelders hängt mit dem 1.
zusammen: indem sie spelen van banieren gespielt haben, dienten sie der Verherrlichung eines weltlichen Herren.
Die Banner können zweierlei Funktionen gehabt haben: eine
ikonographische im Rahmen der AuffĂĽhrung, wie es in den abele spelen
zur Andeutung der Höfe der Fall sein konnte; so etwas ist in den
Pariser myst res mimes sans parolles bezeugt, wie z.B. Troye la Grant
in dem Palais de la Cité, 1389 (Loomis 108, 114), oder eine äußere, als
ine Art Titelangabe des zu Erörternden. Obwohl das Interesse des
spätmittelalterlichen Patriziats an Wappen bekannt ist, wird es sich
doch um die traditionelle Adligenheraldik handeln; vgl. Herzogenbusch
1423 een Coninc banier te maken und 1441 eenen banyeren
(Hermans 181, 183). Vander Straeten hat eine Sammlung von späteren
Fahnen angelegt, die nach dem Gebrauch des 17. Jahrhunderts eine
Synthese des aufzufĂĽhrenden Dramas bildeten (I:148). Gesprochene Banner
- Aktenzusammenfassungen - hat Colijn van Rijsseles bürgerliche Komödie
avant la lettre, Spiegel der Minnen von ca 1500.
81
Die spelen van banieren
sind in dem mittelniederländischen Repertoire in einer Reihe von
historisch inspirierten StĂĽcken zu situieren, die - soweit wir wissen -
mit dem Trazegnies-Spiel beginnt, und wo später solche ausgesprochen
historische Stoffe begegnen wie die Biographie des Diederik van Aalst
(1144-1166) oder die Schlacht bei Worringen von 1288 (Einzelheiten in
meinem Repertoire, 1990).
§ 2. Spielgruppierungen
Aus der Caerte 1496 wird eine Spezialisierung der Gruppen ersichtlich:
zuerst werden alle zusammen angesprochen, danach diejenigen, die in
denselben Räumlichkeiten die Esbatementen entgeltlich spielen.
Vielleicht bedeutet das eine Zusammenarbeit beider Richtungen bei der
Gestaltung des Programms: eine Gruppe spielt das ernste StĂĽck, danach
kommen die anderen mit ihrer Farce. Es heiĂźt doch in den AnkĂĽndigungen
der Sotternien immer "men sal u ene sotheit spelen gaen", während in den Prologen vor den ernsten abele spelen "wi
gaen beghinnen" zu lesen ist. Die untenstehende Reihe von Belegen aus
Damme weist auf das Bestehen einer spezialisierten Unterhaltungsgruppe
in BrĂĽgge hin (Vander Straeten I:33 f.):
- 6. Feb. 1451 - ghesellen die een spel speilden up de maerct (24 st.);
- 22. Feb. 1451 - gesellen van ghenouchten spelende metten zweerden (24 st.);
- 14. März 1451 - gesellen die een spel speilden up de maerct (44 st.);
- 4. März 1454 - zekere gesellen van ghenouchten van Brugge die hier quamen speelen esbatementen (16 st.);
- 13. April 1455 - gesellen van ghenouchten die hier speelden esbatementen up de Corenmaerct (20 st.);
- 8. Sept. 1455 - gesellen die hier up te maerct esbattementen speilden (20 st.);
- 28. Okt. 1455 - den gesellen van genouchten die hier een spel speelden up de maerct (16 st.).
Träger des umfangreichen und differenzierten weltlichen
Repertoires, die von der Caerte angwiesen worden sind, waren sicherlich
keine Randerscheinung, die man unbeachtet läßt, sondern es war eher
eine frĂĽhere Formation, die nur geduldet wurde, solange die neue - die
Rederijker - schwach war; sobald sie stark geworden ist, kämpft sie auf
drei Fronten: sie schlieĂźt die Profi`s von ihren Festlichkeiten aus,
sie verbietet es den eigenen Mitgliedern, jeglichen Gebrauch von ihrer
schauspielerischen Begabung auĂźerhalb der Kammer zu machen, z.B. ohne
die Zustimmung der Gilde up waghenen oft stellingen
zu spielen - hier keine camers genannt (Gaillard 414 f., s.v.
Tafelspel), zum SchluĂź werden auch BuĂźen auferlegt, falls Erwachsene
sich an AuffĂĽhrungen von Spielen oder Esbatementen wagen, ohne Mitglied
einer der drei offiziellen Kammern zu sein - Mechelen 1534 (Van
Autenboer 98). Hier nimmt die Diskriminierung einer beliebigen, nicht
nur einer professionellen unoffiziellen AuffĂĽhrung die Form der
Strafverfolgung an. Auch eigene Mitglieder werden bebuĂźt, wenn sie sich
der im Statut festgelegten Spielverpflichtung entziehen. DaĂź es sich
dabei nicht hauptsächlich um Konkurrenzstreit, sondern um die Kontrolle
handelte, davon zeugen vielleicht die doch
82
erteilten Zustimmungen: die
Handboog-Kammer von Mechelen hat 1587 ihre eigene Räumlichkeit für 20
stuyver an einen camerspeelder fĂĽr eine Woche vermietet.(12)
Im Laufe der Vergesellschaftlichung der freien Spielgruppierungen wie
z.B. die Vroigdendaels zu Ende des 15. Jahrhunderts, die seit 1519
normalisiert gesellen van der rethoriken van Vroigdendale
heißen (Gallée 114), ist es nur wenigen gelungen, der "direct
supervision of the Church and city guilds" zu entrinnen (Gash 83). Ăśber
Gruppen von unbestimmtem Status in Mechelen berichtet Van Autenboer: gesellen van den palmrijze (75), gezelscap vanden verbeerden
(74). Auch Gallée nennt weltliche Kammern, die in den Stadtrechnungen
verzeichnet werden, jedoch nicht bei kirchlichen Prozessionen auftreten
(112).
Während das Bestehen von professionellen Spielern und
Gruppen das ganze 15. Jahrhundert hindurch sowie fĂĽr den Ausgang des
vierzehnten (Peters, Hollaar und Van den Elzen) nicht mehr bezweifelt
wird, ist man sich über ihre frühere Tätigkeit nicht einig. Jetzt, wo
es fĂĽr England bewiesen worden ist, daĂź es im Mittelalter
professionelle Schauspieler mit besonderem Repertoire gegeben hat
(Wasson), kann auch gesagt werden, daĂź man bisher die undeutlichen
niederländischen Beispiele zu vorsichtig beurteilt hatte. Insbesondere
geht es um die speelman- und spel-Belege,
aber auch um andere Bezeichnungen fĂĽr die Spiele und die Spieler. Wenn
es ein ausgebautes Repertoire von hohem kĂĽnstlerischen Niveau gegeben
hatte, muĂź es auch ein professionelles Milieu gegeben haben, wo jenes
gepflegt wurde, eine Organisation, ein Medium, wo es vermittelt werden
konnte. Mögen die spoelluden im geldrischen Hattem erst 1484
ausdrĂĽcklich als Schauspieler bezeichnet worden sein (Hollaar... 314),
so darf man doch nicht erst dann ihr Bestehen anfangen lassen. Wenn in
den gräflichen Rechnungen von Holland 1385 ein Honorar an einen Ghoeswijn van Ghelre den dichter ende sine ghesellen elx 1 gld verzeichnet wird (Jonckbloet 603), dann wirft das ein Licht auf undeutlichere Belege, wie 1392 meester Jan de dichter (2 gld., ibidem 608), meester Pieter den dichter van Breda, 1361 (600, vgl. 633). Wenn 1388 ein sangher die een speelkijn voir minen here seyde mit nicht weniger als 1 gld. bezahlt wird (606), dann kann das speelkijn wohl kein Witz (jocus), sonder es wird ein ludus gewesen sein. Und wenn 1341 apud Ghand ... II viellatoribus et II ministrelis cum cornu(13) Qui tulerunt domino literas de rege et regina Anglie 10 scuta
gegeben werden (595), dann wird das wieder eine Gruppe gewesen sein,
die etwas mehr als bloße Deklamation angeboten hatte. Für alle Fälle
gilt die Erkenntnis der Volkskunde, daĂź das mĂĽndliche Repertoire nicht
von der Gesellschaft als Ganzes gepflegt und vermittelt wird, sondern
von begabten Erzählern, die immer ein eigenes Repertoire aufbauen.
83
Wenn
irgendwo ein Zeugnis einer oralen Vermittlung eines Textes zufällig
auftaucht, können wir sicher sein, daß es nur eine Eisbergspitze ist.
Nur selten sind die Rechnungen ausführlich genug, manchmal ergänzen die
weit in der Zeit und im Raum entfernten BruchstĂĽcke einander, z.B.
BrĂĽgge 1392/93 ...ghegheven enen c a m e r l i n c ute Ingheland
de welke speilde voor de wet daer zy te gader aten, ende anderen
diversen zanghers ende menestruels... xj s.gr. (Gilliodts 36) - und BrĂĽgge 1310: Item doe t`Avensyoen myns ser Remondt Kardenaels C a m e r l i n c II goudine. Item doe Puchiate sinen menestruel j goudine. Das Wort camerlinc
scheint sonst nie etwas mit dem Schauspiel gemeinsam zu haben. Der
Zusammenhang wird verständlicher, wenn wir an den Privatverkehr denken,
der in dem Wort selber impliziert, in einer anderen Form noch viel
Später vorzuliegen scheint: Herzogenbusch 1582/83 (Hermans 162) - Aan de Duitsche kamerspelers, die t e n h u i z e van den heer van Helmond van wege deze stad gespeeld hadden 2 gulden. Vieles ist seit 1310 (Brügge, oben) verändert, nur die Honorare nicht!
§ 3. Der Spielplatz: camere, solre, speelhuus, danshuus
c a m e r e
"De selve cameren" bedeutet wohl eine feste Räumlichkeit. Von den acht Bedeutungen des Wortes camere im Mittelniederländischen Handwörterbuch (Verdam 280) passen die unter (1) genannten zoldering, verdieping am besten. Kamer, vertrek,
(2) sind als Wohnzimmer weniger wahrscheinlich. Das lateinische "in
cameris" bei Badius (s.o. Anm. 4) ist insofern udeutlich, daĂź man nicht
weiĂź, ob er dabei dem mittelalterlichen Gebrauch folgt (vgl. Niermeyer
s. v. camera: 1 - any comparatively small room, 4 - workshop) - oder
dem klassischen,(14) wo es gewölbte Decke und als Raum (incameris) vielleicht Stockwerk wie im ndl. (verdieping) bedeutete. Die frühesten Glossare übersetzen durch mnl. camere folgende lateinische Wörter: camera (Glossarium Bernense 0905, Glossarium Haarlemmense 0922); conclavis (GB 1486, GH 1419); pastoforium (GB5681, GH 5986); penates (nur GB 5782); talamus (GB 7899, GH 8792); triclinium (GB 8191, GH 8792); tristega (GB 8217, GH 8808). Das mnl. Wort camere konnte also eigentlich jeden Raum im Haus bedeuten.
In Breda ist um 1500 eine zu Unterhaltungszwecken dienende camera bezeugt, die sich im oberen Stockwerk des Weinhauses Vogelenzang befand (Hermans 196, 198):
- 1494 - de stad gaf 6 Quarten wyn op den dag dat de hertog Philips en de oude princes in den Vogelenzang zagen spelen...
- 1495 - Item gegeven der vrouwe in der Vogelensanck des avonts op te camer als de Jouffr. hoorden spelen... 10 st.
84
- 1496 - ...toen de gravin van Nassau zag spelen...
- 1496 - Item gegeven der Vrouwen in der Vogelensanck in Maio doen die van Vroichdendael speelden, ende mercgreve Frederic was metten Jonckfr. boven op te camer... 12 st.
- 1497 - Item geg. op te camer boven in der Vogelensanck op denzelven avont (...) als die Bisschop van Utrecht dair hoorde spelen by de Jouffr. 19 st.
Zagen spelen bezieht sich auf ein Schauspiel; gegeven der Vrouwe op te camer boven in NN impliziert etwas Gebräuchliches.
Die Vermietung eines Schauspielraumes in Gent 1451 omme spel te houden
(Belgisch Museum I:418) wurde von Worp bezweifelt, weil nicht eine
Gruppe genannt wird, sondern nur ein Mann. Um einen Spielplatz zu
mieten braucht aber nicht die ganze Gesellschaft zu reisen, besonders
wenn es sich nicht um einen kurzweiligen Aufenthalt handelt.
s o l r e
An camere in der Bedeutung verdieping schlieĂźt sich unbedingt der
berühmte holländische Beleg aus Dordrecht 1364: ...des dinxd. avonds na
Pinxteren in die darde weke van Meye gegheven Tordr. 2 pipers, die
minen here enen avond pepen, daer hi mitten vrouwen bi dansede, 8 sc. Item op die selve tijt eenre clareytster 4 sc. Item des voirscr. dinxdages tot eenen spele op eenen solre,
dat min here ghinc sien, 8 sc. Item des woensd. daerna Tordrecht eenen
vedelaar... (Jonckbloet 631). Bekanntlich geht es um die Zweideutigkeit
des SchlĂĽsselwortes. Wenn es nicht in der Bedeutung BretterschaugerĂĽst (pulpitum), sondern oberes Stockwerk samt Dachboden (solarium)
gabraucht wurde, haben wir es mit einem Beweis einer öffentlichen
SchauspielauffĂĽhrung zuhause fĂĽr ein bezahlendes Publikum zu tun,(15)
im Jahre, nota bene, 1364.
Hollaar und Van den Elzen (319)
sprechen sich - wohl auf der Spur von Jonckbloet, der ĂĽber das
Mittelniederländische Wörterbuch von Verdam noch nicht verfügte -
entschieden fĂĽr die Bedeutung solre
= `Bretterschaugerüst im Freien` aus, weil (a) die niederländische
Archeologie Häuser mit größeren Bodenräumen selten finde, (b) der
Wortgebrauch von sulrekijn als Erhöhung, Schaugerüst, Podium ebenfalls vorliege, sowie (c) der Kontext darauf hinweise.
Nun ist "selten" (a) manchmal häufig genug, das erste feste Theater war
in Amsterdam seit 1637 lange Zeit auch ganz vereinzelt da; (b) der sulreken-Beleg
weist sicherlich auf eine Art BĂĽhne hin, bloĂź nicht unbedingt im
Freien, sondern eher im Hausineren (s. dazu den Beleg aus Arnhem von
1426 in dem speelhuus-Abschnitt). Die Diminutivform kann
bisweilen mehr als bloĂźe Verkleinerung beinhalten, hier etwa einen
räumlichen Gegensatz in der Situierung der beiden Gegenstände: solre
drauĂźen, sulreken innen. Der Interpretation (c): "nicht zuhause sondern
drauĂźen auf einem solre" kann man eine andere entgegensetzen: nicht
zuhause, sondern in einem anderen Haus, wo man im oberen Stockwerk
Spiele auffĂĽhrt. Die Anmerkung "op eenen solre" kann vom Kontext her
nicht als Andeutung
85
der GegenĂĽberstellung drauĂźen-zuhause verstanden
werden, sondern es enthielt nur die allgemeine Information "nicht
hier". Syntaktisch ist die Wortgruppe (d) "tot eenen spele op..." nicht
identisch mit (e) "een spel op...". Während in (e) solre eine Bühne
sein könnte, braucht das in (d) nicht ohne weiteres der Fall zu sein.
Wenn wir die Syllepse rückgängig machen, dann ergeben sich zwei Sätze:
(d1) ...ginck tot eenen spele op eenen solre, (d2) ...gegeven tot enen
spele... . Der Satz (d1) impliziert einen Raum, wo gespielt und
zugeschaut wird, (d2) zeigt in seiner Syntax etwas Ă„hnliches wie der
obige Eintrag von Breda, 1497: gegeven opte camer boven; also - eher
eine Art "Theater" als eine Art "BĂĽhne".
Die AuffĂĽhrung von
1364 zu Dordrecht hat eher am Abend als am Nachmittag (so Hollaar 318)
stattgefunden, denn es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Einträge
unchronologisch sind. Dann entsteht aber die Frage der Beleuchtung, die
im Inneren einfacher und billiger ist als bei einer Abendvorstellung im
Freien, wo pectonnen, vuurpannen und toortsen erforderlich sind. Das Brennholz in Aalst 1475 kostete fast dreimal soviel als man den Spielenden gab (DHondt 28 F. 4).
Nach den ältesten niederländischen Glossaren entspricht solre dem lat. solarium
(GB 7466, GH 7981), das Niermeyer in dem uns interessierenden Bereich
ungefähr so wie Verdam spaltet: oberes Stockwerk gegen offene Terrasse
und ebenfalls keine deutlichen Belege fĂĽr die Verwendung als BĂĽhne
anführt. Dazu gibt aber reichen Bescheid Diefenbach. Neben dem mnl. geboene, das Verdam nicht erklären konnte(16) nennt er u.a. verschiedene hoch- und niederdeutsche Wörter für Bühne, welches Wort genauso zweideutig wie das ndl. zolder erscheint. Nach Paul bedeutete mhd. büne
(1) erst jedes BrettgerĂĽst, danach nur SchaubĂĽhne, sowie (2) bretterne
Decke eines Zimmers und den Raum darĂĽber unter dem Dache. Es ist eine
vielsagende Parallelität: für beide Bedeutungsbereiche stellen wir eine
Ă„quivalenz zwischen dem mnl. solre und dem mhd. bĂĽne
fest. Im Deutschen wird schon damals die BrettgerĂĽst-Bedeutung
überwiegt haben, im Niederländischen die Hausteil-Bedeutung, so daß
sich die Bedeutungsbereiche von camere und solre decken dort, wo solre das obere Stockwerk andeutet, darunter einzelne Räume, auch Versammlungssäle.
Verdam widmet viermal mehr Platz dieser als die ĂĽbliche bezeichneten Verwendung von solre
als der anderen Bedeutung, `aan de zon blootgestelde ruimte`, offene
Terrasse. Es ist deshalb sehr irrefĂĽhrend, wenn Hollaar und Van den
Elzen behaupten, die Bedeutung Podium wäre die gewöhnliche:
sie steht nicht einmal richtig verzeichnet bei Verdam, der auch ihrer
Meinung widerspricht, das obere Stockwerk hieße "doorgaans locht of staedze en niet solre" (319). Dagegen können wir auch neue Beweise aus Arnhem anführen:
86
- 1404 - ...totter trappen te maken yn der scolen om hout 6 lb.
- 1404 - ...den dorpel aen der scolen te leggen ende den heert te maken opten solre 18 s.8 d. (Alberts III:73)
- 1415 - ...een sytten beneden in der scholen te vermaken (III:287)
- 1418 - den solre opter scholen te lappen (III:378)
Die Schule war ein hölzernes Gebäude, das 1419 abgebrannt war (III:422), aber solre
ist dort nicht als Dachboden, sondern als oberes Stockwerk zu
verstehen, weil es dort eine groĂźe Treppe (vgl. die hohen Kosten von
1404) und eine Feuerstelle (heert) gegeben hat. Die Sitzplätze unten implizieren auch welche oben.
In den Epilogen der Abele Spelen (Esmoreit) und der Sotternien
(Buskenblaser) wird dem Publikum eine Treppe als Ausgang angewiesen:
gaet alle dien graet neder. Diese graet gehört zu
den stärksten Argumenten für die These von deren Aufführung im oberen
Stockwerk eines Gebäudes und, dementsprechend, für die Übersetzung des solre als solarium, oberes Stockwerk.
Solre in den beiden Bedeutungen nennt auch Alberts in dem Glossar zu
dem I., hauptsächlich noch Lateinische Eintragungen enthaltenden Band
des Rechnungenbuches von Arnhem (im Text selber ist mir kein Beleg
aufgefallen). Das von ihm dort aufgenommene solarium findet sich (u.a.)
1364 - de sollario vendito de domo Reyniri Rense 3 lb 10 s.
(I:235)(17). Die Art der Beziehung zwischen dem verkauften solarium und
dem Haus vermag ich nicht zu erklären; sie gehören jedenfalls als Teil
und Ganzes zusammen.
Als die ĂĽbliche Bezeichnung einer StraĂźen- oder MarktbĂĽhne, wie sie von
den Abbildungen zu den berĂĽhmten Vertoningen von BrĂĽssel oder BrĂĽgge
bekannt sind (Herrmann S. 395), gilt nach Verdam stallage, stellage oder stellinge,
z.B. Berg op Zoom 1478 (Hermans 325), auch Flandern 1478 (Vaderlandsch
Museum III:35). Vielleicht wurde so etwas auch in Arnhem 1363/64
gemeint in dem Incipit primo van stellinge te maken, wo in einer ganzen Reihe von Ausgaben auch pro candelis
eingetragen wurde: die Summe betrug ca 15 Pfund (Alberts I:232) -
einige von den Vertoningen waren ja mit Kerzen beleuchtet (Abbildungen
bei Herrmann auf S. 381 und 402). Andere Bezeichnungen fĂĽr die
Straßenbühne sind stage(18) und später schavot.(19)
s p e e l h u u s/d a n s h u u s
Bei der Eintragung einer Buße wurde 1306 in Gent zur näheren
Identifizierung des Verurteilten ein Wort eus dem Spielbetrieb
verwendet: Heynris uten speelhuse
87
(Vuylsteke, Puyvelde 915). Obwohl das Mittelniederländische Wörterbuch
und die ältesten Glossare hier ein Theater sehen (GB 0337, GH 0334 amphiteatrum; GB 7919, GH 8468 teatrum),
wollen wir bei der breiteren Auffassung im Sinne der mittelalterlichen
theatrica bleiben und uns dem viel späteren und eindeutigen danshuus-Beleg
zuwenden. Im § 5 werden die möglichen Verbindungslinien zwischen den
beiden Häusern untersucht, jetzt sei nur an die häufig festgestellte
Identität von Tanz und Spiel erinnert. Arnhem 1426 (Alberts IV:385):
- Dirck van Vinceler dat danshuus te bereiden, te ribben, ende te plancken, die zitten dair op te maken ende dat sulreken wair die spoellude op stunden ...
Wichtig sind dabei einige Aspekte: (1) es ist eine Renovierung, das ergibt sich aus dem Wort opmaken,
aus dem frĂĽheren Eintrag (S. 384), wo ein Arbeiter einen Tag im voraus
mit dem Aufräumen des Tanzhauses beauftragt wird, sowie aus dem
Präteritum stunden (deutsch: standen), dieser Zustand kann
einige Jahrzehnte alt gewesen sein; (2) es wird sowohl von Arbeiten in
Holz als auch vom Mauerwerk gesprochen, vermutlich wurde ein hölzernes
Haus verstärkt; (3) insbesondere werden der Renovierung die Sitzplätze,
zitten, und das sulreken unterworfen - es gab also in diesem Tanzhaus feste Sitzplätze,
keine bloßen Stuhle, weil die wären aufgeräumt worden. Und wenn es
feste Sitzplätze gibt, dann haben wir es auch mit keinem bloßen
Tanzhaus zu tun, und kann sulreken wirklich eine Art Bühne bedeuten, nicht nur etwa ein Balkon für Musikanten, wie die minstrel gallery in Palästen. (4) Die Tanzhaus-Ausgaben beginnen mit dem Eintrag: toten danshuse doe die hoff des vastelavonts hier was ende dat havehuus te maken (S. 384) und umfassen also auch die Ausgaben für die Renovierung des havehuus
(Hofhaus), einer herzöglichen Residenz (ons heren hoff, 1411, III:183).
DaĂź der Herzog das Tanzhaus am Fastnachtabend besucht hat, kann davon
zeugen, daĂź das Angebot interessant war. (5) Die Ausgaben im Rahmen der
structura civitatis betragen insgesamt ca 90 Gulden, wofĂĽr man damals 210.000 Backsteine kaufen konnte (SS. 383-387).
Es ist nicht unwahrscheinlich, daĂź ein besonderes Tanzhaus(20) mit
festen Sitzplätzen und einer Bühne nicht bloß zum Tanzen da war. Außer
den Gelegenheiten, wenn eine Veranstaltung durch die Stadt bezahlt
worden ist, wird es auch nicht leer gestanden haben. Während wir aber
in Breda und Herzogenbusch um 1500 regelmäßig Abendvorstellungen in
Weinhäusern bezeugt sehen, die auch von Adligen besucht werden, haben
wir dieselbe Sicherheit für Arnhem um 1400 nicht und können bloß
vermuten, daĂź dort, wo man in aller Unschuld zwei oder drei Abende
nacheinander "getanzt" hatte (Alberts V:268, 331) ende tusschentijde Manches verdroncken
- auch Literatur zum Besten gegeben wurde, ohne daĂź es in
88
dem Eintrag
verzeichnet worden ist. Das letztere weist einerseits auf einen hohen
Integrierungsgrad der eventuellen Stoffe mit der Feierlichkeit hin(21)
und andererseits hängt es mit der Vieldeutigkeit des Wortes tanzen
zusammen - s. § 5.
Neben dem eigentlichen Tanzhaus - und
sicherlich früher in dessen Funktionen - wurden verchiedene städtische
Räumlichkeiten benutzt. Man wird dabei einen Unterschied machen sollen
zwischen den Bürgerhäusern,(22) Rathäusern(23) oder sogar der
Stadtschule(24) einerseits und den herkömmlichen Spielgelegenheiten wie
die oben erwähnten Wirtshäusern von Brabant und Geldern und den
typischen Spielhäusern wie eine speelbaen, kaetsbaen und dobbelscole
(bei Plantijn alles synonymisch). Die letztere wurde in Arnhem 1364,
1365, 1369, 1379 und 1381 (salvo omissione) unter den EinkĂĽnften der
Stadt erwähnt, mit immer kleiner werdenden Beiträgen, danach findet
sich diese Position nicht mehr. Die beiden letzten Tatsachen hängen
sicherlich mit dem im 14. Jahrhundert allgemein werdenen Versuch, den
Spielbetrieb zu beschränken (vgl. die zahlreichen Kartenspielverbote).
1342 lesen wir in der stadsordonnantie von BrĂĽssel (Vaderlandsch Museum I:250) ĂĽber BuĂźen fĂĽr jeden, der dobbelt bi nachte ofte dobbelscole houdt bi nachte oft dobbelspel binnen sinen huise houdt bi nachte.
Was verboten wird, geschieht zu häufig. Der Spielbetrieb von
Einzelpersonen wird gebannt, das Spielen selber für sündenhaft erklärt:
das WĂĽrfelspiel wird verboten als men ten heiligen sacramenten gaet (Van Tanerijen I:309).
Damit ist keinesfalls bewiesen worden, daĂź die dobbelscole
auch "literarische" Unterhaltung geboten hatte. Das Spielhaus war aber
eine Räumlichkeit, die potenziell dazu geschickt war und auch so
verwendet werden konnte, als es sich finanziell so schickte. DaĂź jeder
Platz zum Spielen gut war, das beweist die Stadt BrĂĽgge, wo man 1315
drei Spielleute im Geiselhaus auftreten lieĂź.(25)
Mag der Genter Heynris uten spelhuse
von 1306 ein Schauspieler oder etwa ein WĂĽrfelspieler gewesen sein, ein
Haus zum Spielen hat es ohne Zweifel gegeben. Ein Spielhaus, daĂź nach
Renger gerade kein Trinkhaus war, zeigt die Wirtshausszene des
Braunschweiger Monogrammisten (Renger Abb. 64): man sieht dort einen
groĂźen Raum mit einer Feuerstelle sowie einem Dachboden, wohin eine
hölzerne Treppe führt. Einige Menschen in ein paar kleinen Gruppen sind
mit allerlei Spielen beschäftigt: am Tisch wird gewürfelt, am Fenster
spielt einer Flöte. Keiner sitzt da um zu trinken. Männer umarmen
Frauen. Man vergleiche hier die implizite Differenzierung Trinkhaus -
Spielhaus in einem BrĂĽsseler Text von ca 1325, s. u. Anm. 35.
89
§ 4. Kirchliche recreatio und fürstliche Feierpflicht
Der Bericht über die melleye [Schlagpartei] des Heynris uten spelhuse ist bezeichnend, so etwas kann den Unwillen gegenüber den Spielleuten und den Spielhäusern erklären. Das spelhuus selber ist nämlich auch eher als ein domus deliciae et iocunditatis
denn als ein anständiges bürgerliches Kulturzentrum zu denken (vgl.
Renger Nr. 62 und Herrmann Nr. 75). Unser Wissen über die älteste
weltliche AuffĂĽhrung in den Niederlanden - das Spel van Stragengys von 1373 zu Oudenaarde hat jemand auch mit Blut bezahlt: wir erfahren davon aus Eintragungen ĂĽber GeldbuĂźen (Van Puyvelde).
Der alte Kampf zwischen dem Kaisertum und dem Papsttum, der immer ein
Kulturkampf um die Seele des Volkes war (Heer), dauert nun, nachdem
seine politische Strömung, der Investiturstreit, ausgekämpft war, in
der Stadt fort. Die von der sakral-politischen Einheit gelöste Kirche
beginnt ihren Anspruch auf die Schaffung einer allgemeinen,
"katholischen" Kultur zu realisieren, d.h. ein System von Lebensformen
auĂźer dem rein kirchlichen Bereich aufzubauen, die zu Dem GroĂźen Zweck
führen. Sie stößt dabei auf den immer stärker werdenden
Staatsmachtwillen der Fürsten, die ihre dynastischen und ständischen
Interessen legitimieren wollen, bald auch gegenüber den Städten, wobei
sie sogar das biblisch-Typologische nicht meiden (vgl. Herrmann Nr. 78:
Moses bringt die Tafeln, Herzog Louis de Nevers gibt BrĂĽgge Privilegien
- BrĂĽgger lebendes Bild in zwei Teilen).
Diese beiden Mächte sind nun bekanntlich für die Motivation und die
Organisation der kulturellen Aktivität in den Städten zuständig, denn
die Städte selber haben bis zum 15. Jahrhundert keine eigenen
ideologiefähigen Formen gelten lassen (Duby 241, Peters 197). Was wir
aus der frĂĽhesten Stadtliteratur erfahren - schon seit Beginn des 14.
Jahrhunderts bezeugt (Pleij 1986) - umfaßt hauptsächlich nur noch
einige Alltagsmotive und wenn es schon wirklich in der Stadt und fĂĽr
die Stadt entstand, bietet es dem Adressaten keine Perspektive einer
durch Alteritätsbewußtsein geprägten sozialen Identität, sondern die
einer moralischen Vorbildlichkeit. Die angebliche Distanzierung von den
Dörfern (in den Sotternien) steht im Dienst einer moralischen, nicht
einer sozialen Differenzierung (vgl. die Tugenden und Laster als
Bevölkerung der Civitas Dei, Renger Nr. 46). Die Bauern als solche
werden ĂĽbrigens nur in einer
der Sotternien und dann ziemlich konventionell thematisiert; die
häufige Gleichsetzung Bauer-Landsläufer in der Ikonographie kann ja nie
standesmäßig gemeint sein!
Die bürgerliche Alterität (noch
nicht Identität, die kommt erst in "eigenen" Gattungen und
kĂĽnstlerischen Traditionen wie z.B. die Schelmenanekdote zum Ausdruck)
wäre zunächst im Bereich der Unterhaltungsausübung zu suchen, erst
danach in dem der Stoffe, die zuerstmal als Anpassungen (Pleij 1988),
dann neugeprägt erscheinen. Darum schauen wir erst auf die Medien als
Organisationen zur Ăśbertragung von Werten und zwar auf die neuen
Organisationen - die literarischen Gesellschaften - wo man zwar nicht
direkt fĂĽr sich selber als Klasse
90
wirkt, sondern erst fĂĽr eine der
Großmächte, das Fremde führt man jedoch selbst
aus. Dieses Selbst ist gerade das Neue, die Werte sind "alt", fremd,
nur das Medium ist neu, eigen. Wenn wir das McLuhansche Gesetz
heranziehen, dann könnnen wir sagen, daß zuerst die neuen
Organisationen ganz die neue Nachricht ausmachten.
Der Streit
um die Stadt, um die Seelen der Stadtbevölkerung, war ein Streit um die
Medien, Organisationen, die profane Werte vermitteln sollen. Die
recreatio-Lehre hat das Spielen rehabilitiert (Olson), aber nicht die
alten Unterhaltersberufe, die alten Medien blieben verfemt (vgl. die
Abbildung Nr. 60 bei Herrmann). Die Städte wurden zum Schauplatz einer
Zweiströmigkeit im Kulturbereich. Sie schließen Kontrakte sowohl mit
den Minstrelen(26) als auch mit den neuentstandenen Rederijkers,(27) um
sich eine fachmännische Mitarbeit zu sichern. Vor allem aber lassen sie
- um von der recreatio-Genehmigung Gebrauch zu machen und der
fĂĽrstlichen Feierpflicht gerecht zu werden - Spielgruppierungen
bestehen und entstehen oder lassen es zu, daĂź solche entstehen.
Im allgemeinen gilt der Adel als Pate der halbmilitärischen
Schützengilden(28) und die Kirche - der halbreligiösen Brüderschaften,
die jedoch nicht ihre Organe waren. Der identitätslosen Stadt sollte
(in Selbstbedienung) eine Ideologie, eine Vorgeschichte gegeben werden:
entweder eine weltlich-heraldische oder eine biblisch-typologische. Die
vorgegebenen Motivationen sind nach guter Sitte aller Ideologien eben
unschuldig als falsch: es ginge nur darum, den Menschen in der Stadt
etwas Freude zu bereiten: om de goede lieden te verblidene; der feierliche Fürsteneinzug in die Stadt heißt nicht zufällig blijde inkomst.
Auch die alten Jongleure, die ihr Wesen hauptsächlich im weltlichen
Bereich trieben, waren nicht auf die weltlichen FĂĽrsten angewiesen,
sondern sie konnten ebenfalls in einer Dienstbeziehung zu kirchlichen
Würdenträgern stehen; es gibt ab und zu einen spreker sonder wapen (1393) oder 3 sprekers die genen here en hadden (1395, Jonckbloet 609) - vgl. auch oben die dichter-Belege.
Die Schützegilden - als militärische Reserve der weltlichen Macht und
BĂĽrgermiliz zugleich entstanden - werden sehr frĂĽh im Zusammenhang mit
Spielen und Schauspielen erwähnt. Für die Niederlande liegt schon 1404
eine dramatische Preisfrage als Unterteil eines SchĂĽtzenfestes vor (Van
Autenboer 85); die scutterie von 1348 ist oben erwähnt worden; das erste höchstwahrscheinlich weltliche Stück, aufgeführt zu Oudenaarde 1373 - das spel van Stragengys, wiederholt zu
91
Dendermonde 1447 als Tspel van Tresignis und erwähnt in dem Genter Stückeninventar von 1532 als Het spel van den heer van Trasengijs
verweist auf das Geschlecht Trazegnies in Hennegau, dessen Vertreter,
Oston VI. im Jahre 1380 die Statuten der St.Georgsgilde von Mons
bestätigte (Poncelet in der Biographie Nationale de Belgique, Bd. 25:594, mehr in meinem Repertoire).
Die heraldischen Dienste der Schützen waren nicht primär oder wurden so
nur in besonderen Augenblicken wie Kriege(29) oder Biographisches -
z.B. vermutlich in dem obigen Fall die Teilnahme des Oston VII. von
Trazegnies an der Schlacht bei Bäsweiler 1371, die für mehrere
niederländischen Provinzen, vor allem Brabant und Geldern, so wichtig
war.(30) Die Schützenfeste waren häufiger Anleitung für andere
Gruppierungen zu ihren Auftreten: quando sagittari sagittaverunt papegay, haben die gesellen van den spele ihre Spiele aufführen können.
Es ist schwierig zu entscheiden, inwieweit die höfisch inspirierte
Literatur Zugang zu diesen Medien fand. Ein Beispiel: um 1450 gab
Philipp der Gute den Auftrag zum Schreiben des Prosaromans Histoire de Gillion de Trasignyes et de dame Marie sa femme
(Hrsg. O.L.B. Wolff 1839), vielleicht steht die AuffĂĽhrung von
Dendermonde 1447 damit im Zusammenhang und diente sie der Verteidigung
der Interessen der Aristokratie und allgemein dem moralischen
Konservatismus, wie das neulich in bezug auf die mittelenglischen
Romanzen und stellenweise auf Chaucer bewiesen worden ist (S. Knight
1986a:163 und 1986b).
Die schon im 13. Jahrhundert beginnenden
nordfranzösischen Confréries de Puy werden erst um 1400 literarisch
wirksam (Peters 216), frĂĽher ĂĽberwiegt eine von der zivilisatorischen
nicht zu trennende genossenschaftliche Funktion, die auch bei den
späteren niederländischen Rederijkers sehr ausdrücklich in den Statuten
festgelegt wurde (Strietman) und gegenüber der literarischen Aktivität
nicht als ganz zweiträngig zu bezeichnen ist. Daß die letztere stärker
betont wird, kann mit der wachsenden Rolle der literarischen
Unterhaltung zusammenhängen, die mit der Entwicklung der Städte
allgemeiner geworden ist. Die Organisierung der BĂĽrger ist in beiden
Fällen grundsätzlich religiös motiviert, so daß es sich eindeutig nicht
um ein geistliches Muster, sondern um eine gewollte Vergeistlichung
d.h. Verchristlichung und wenigstens um die von der Kirche erwĂĽnschte
Bezügelung des Spielbetriebs - des Repertoires und dessen Träger -
handelte.
Eine solche Absicht ist ausdrücklich in der Zielsetzung der Confrérie
de Saint Martin zu FĂ©camp formuliert worden: wir sehen dort eine
programmatische Zulassung von joculatores zu der BĂĽrgergemeinschaft, um
ihnen nach christlicher Art die Möglichkeit zu eröffnen, "ihren
verachteten Lebenswandel zu verändern" (Peters 218). Es geht natürlich
um eine Integrierung nach dem mittelalterlichen
92 poetischen Rezept "reim
dich oder ich freĂź` dich" (Curtius). DaĂź die Jongleure sich nicht
"reimen" lassen wollten, das beweist noch die Caerte 1496, wo sie von
den Rederijkers "gefressen" werden. Dieser NiederdrĂĽckungs- und
Verdrängungszweck ist m.E. der nach U.Peters (219) mangelnde "direkte
Weg" zwischen den Confréries und den späteren Brüderschaften.
Die Selbstverständlichkeit, mit der hier Bürger genannt werden, zeugt
davon, daß sie das eigentliche Objekt der kulturschöpfenden Aktivität
der Kirche waren. Die Stadt wird als eine Art Missionsgebiet
betrachtet. Die städtische Arbeitsglocke von Brüssel anno 1325 hängt
immer noch op den torre van Senter Claes, der Glockner wird schon von der Stadt bezahlt!
DaĂź die BrĂĽderschaften doch erfolgreich waren, sieht man am besten im
Bereich des Repertoires. Nicht nur hat eine "fruchtbare Zusammenarbeit
von Geistlichkeit und Laien" zur Schaffung "einer sehr spezifischen
Form städtischer Literaturpraxis" beigetragen - gemeint sind geistliche
und weltliche AuffĂĽhrungen (Peters nach den Daten von Neumann). Sie
haben mehr erreicht: das Weltliche in ihrem Repertoire konnte
weltfeindlicher als die PassionsstĂĽcke sein. Selbst das Komische ist
christianisiert worden und bedeutete nicht das bloß Lächerliche,
sondern deutete den Zustand der Gnadenentziehung an (Gauvin). Die von
den Enfants sans souci - einer nicht ständisch begrenzten confrérie -
betriebene Sottie, eine völlig der Verspottung aller menschlichen Werke
gewidmete Gattung (Goth) - ist eigentlich eine haĂźerfĂĽllte Vernichtung
der diesseitigen Welt.
Das Weltliche kann auch "nur" dermaĂźen von christlicher Ethik oder
kirchlichen Sozialdogmatik vorgeprägt worden sein, wie es in den Abele
Spelen mit den Sotternien der Fall ist, daĂź es allein in einem
beschränkiten Sinne weltlich genannt werden kann. Auch ihre
Überlieferung, jeweils in Paaren abel spel + sotternie läßt sich aus
dem mittelalterlichen ethisch-ästhetischen Dualismus von venustas und obscoenitas
einfach erklären: man vergleiche nur die Ähnlichkeit der Bedeutung von
venustas und abel (das Letzte kann ĂĽbrigens nicht eindeutig erfaĂźt
werden); der Name des zweiten Gliedes, der Sotternien, die ja nichts
mit den Narren zu tun haben, kann wieder in dem noch ganz religiös,
nicht sozial geprägten moralischen Dualismus seine Begründung finden.
Eine ähnliche Interpretation für die im Vergleich zu den Sotternien
stellenweise viel obszöneren Canterbury Tales gibt S. Knight:
they are all religious... (157). Für denselben ethisch-ästhetischen
Dualismus, wirksam noch zu Ende des 15. Jahrhunderts bei dem BrĂĽgger
Meister von der Valerius-Maximus-Handschrift sehe man Renger Nr. 80:
Die Tafel der Mäßigen und Unmäßigen.
§ 5. Bürger im eigenen Tanzhaus
In ganz unschuldigen Berichten ist es spĂĽrbar, wie man sich von dem
traditionellen kommerziellen spielbetrieb (om winninghe!) distanziert: jonghelieden ... speelden up waghene goede solaselike speele omme de goede lieden te verblidene - 1413 Dendermonde (Vaderlandsch Museum V:5). Außer der wohl nicht zufällig wie- 93 derholten recreatio-Motivierung (solaselike, verblidene) ist in dem Adjektiv goede
- gerade im Zusammenhang mit der wachsenden Stärke der
StadtbrĂĽderschaften - der Abstand gegenĂĽber dem nicht Eigenen im
Repertoire und unter dem Publikum sichtbar; auch die Spieler sind keine
Wanderer.
Die Tendenz zur Ersetzung des Wortes Spiel durch
Tanz und den noch "unschuldigeren" Gesang (vgl. die Meistersinger, die
ja nicht nur gesungen haben) wäre auch daraus zu erklären, sowie der
Ăśbergang von spelhuus zu danshuus.(31)
Das letztere war von der Verfemtheit frei, wenn es auch manche
Funktionen des ersteren vererbt hatte. Dabei kann auch die
Bedeutungsdifferenzierung mitgespielt haben, wodurch z.B. speelhuys auch Spielwagen bedeuten konnte (huyskens & rolwagens, Bergen op Zoom 1490, Hermans 255). Die sexuelle Bedeutung von spel
wirkte auch sicher mit. Es kann uns nicht verwundern, daĂź man um eine
neue Namengebung für eigene, vorbildlich anständige Spiele und Freuden
bemĂĽht war. Die Vorstellung vom Theater als Freudenhaus hat ja auch der
Humanist Badius von dem mittelalterlichen Enzyklopädisten Isidor
übernommen (Herrmann 312): man sehe mal, was da in dem Gewölbe unter
dem "Theater" vor sich geht, das Schildchen fornices ist zwar
für den Leser bestimmt, gehört nicht zu der Wirklichkeit der Abbildung,
doch ist es vielsprechend (ders. Nr. 31 und 41)! Diese Illustrationen
zu dem Lyoner und dem StraĂźburger Terenz sind laut Herrmann von Badius
konzipiert oder stark beeinfluĂźt worden. Herrmann fand diese
Darstellung eine architektonische Phantasie, entstanden als eine
Kontamination des römischen Amphitheaters mit einem vermeintlichen
niederländischen Schaugerüst sowie mit den gotischen Bogen. Neben der
formalen, war auch eine funktionale Kontamination möglich: Theater
(Klassik) + Freudenhaus (Isidor) + speelhuus/caberet (zeitgenössische
Beobachtung oder eigene Erfahrung, vgl. das Vaderboec 140d: Soe voer hij int cabret [Weinhaus] daert bordeel was, Verdam III:1087).
Können wir von einer Flucht aus dem Spielhaus d.h. Freudenhaus ins
bĂĽrgerliche Tanzhaus sprechen? Einen Zug der oben dargestellten
Fröhlichkeitspflicht dürfen wir wohl bürgerlich nennen: die besondere
FĂĽrsorge fĂĽr Frauen.
In dem frühen Unterhaltungswesen der Städte genießen Frauen den Status
eines besonderen Adressaten: es wird anläßlich der städtischen Feste
speziell fĂĽr sie gespielt,(32) es wird ihnen Unterhaltung in
Privathäusern geboten, wobei z.B. die Gattin eines Bürgers, in dessen
Hause der Tanzabend stattfand, als Organisatorin auftrat (1425,
Arnhem).(33) Der BĂĽrgermeister bezahlt fĂĽr die Frauen das Eintrittsgeld
bei einem Schauspiel (1399 Arnhem).(34)
Wie eine anständige Frau in einem Freudenhaus undenkbar ist, so wurde
auch das Spielhaus selber undenkbar, weil man dort anonym unbändig
spielt(35) und nicht gemeinschaftlich und zum allgemeinen Profit die melancolye bekämpft.(36) Wenn man also hier bürgerlich sagt, darf das nicht als ohne weiteres profan verstanden werden. Die religiöse Motivierung dieser Entwicklung ist überdeutlich.(37)
Warum wurden die camerspeelders von 1478 zur Besserung aufgerufen? Weil
sie dem Profanen gedient haben. Warum fĂĽhlten sich die Rederijkers
besser? Weil sie eine Aufgabe im Dienst der Eschatologie hatten.
Anmerkungen
(1) Hummelen 1977. Bei Hunningher 1964 Ascenius und Joost van Baden.
Nationaal Biografisch Woordenboek III:120 - Judocus Badius Ascensius
aus Brabant, Drucker zu Paris. Die Stadt Assche liegt zwischen BrĂĽssel
und Aalst im brabantisch-flandrischen Grenzgebiet.
(2) Abgedruckt und besprochen bei Nicoll, The Development of the
Theatre, poln. Ăśbersetzung 1977:82 f. AusfĂĽhrlicher dazu Herrmann
1914:300 ff., auf S. 304 die Gesamtdarstellung des Theaters.
(3) Hunningher 252. FrĂĽher sah man darin Beispiele frĂĽhitalienischer
Experimente auf dem Gebiet des Theaterbaus, neuere Forschung neigt
dazu, sie als bloĂźe Buchillustrationen zu betrachten, vgl. eine
Diskussion bei Groenewegen.
(4) Mitgeteilt von Herrmann aus: Jodocus Ascensius - P. Terentii... Comedie, Parrhisiis 1504, und von Hummelen 1977: [Itemque]
qui historias regum principiumque in cameris pretio ludunt, ut nunc
vulgo est in flandria et regionibus vicinis variis, personas accipiunt,
ut unus actor seu lusor varias posset presentare [a6r].
(5) Eine systematische Untersuchung der mittelniederländischen
theatrica-Terminologie, vielleicht im Rahmen eines internationalen
Lexikons des Spielbetriebs im Mittelalter, wäre sehr nützlich.
(6) Ă„hnliches ist fĂĽr Tielt 1541 bezeugt - Rederijkers aus Kortrijk spelende naer den noene een Spel van zinnen ende `t snavents een battement (De
Vlaeminck 102); fĂĽr Oudenaerde 1549 (Vander Straeten I:21), 1561, 1563
(ders. II:44), 1609 (Belgisch Museum VII:236). Man vergleiche auch
Dordrecht 1364, s. unten, § 3 - solre.
(7) Vgl. mnl. cabaret, cameret sowie mndt. kameret: Trinkhaus, Spielhaus.
(8) Dendermonde 1407/8 - Item,
also ghecostumeert es van oudts dat te vastenavond ende daer voren de
jonghe liede van der Poort pleghen te speelne goede solacelike
ghedichte spele omme de goede lieden van der poort te verblidenen, elc
wyc bi hem selven ende so zy best connen omme den prys te hebbene (Van Puyvelde aus den Stadturkunden von Dendermonde, 924).
Dendermonde 1413 - jonghelieden... speelden up waghene goede solaselike speele omme de goede lieden te verblidene (Worp I:51 aus Vaderlandsch Museum V:5).
(9) Oudenaarde 1408, die Einladung zum Wettbewerb. Der französische Text davon hatte sans villonie.
(10) Gent 1497 (Vander Straeten I:61).
(11) Die Versuche, so etwas heute zu veranstalten, sind in Niederland
seit 1986 bisher erfolglos, während es ja an spelders, spelregeerders
und allerlei stichtingen nicht ermangelt, auch haben die heutigen
Standardhäuser viel größere Bodenräume als je zuvor (s. u. § 3 -
solre).
(12) ...camerspeelder om opder guldencamer [=gildencamer] syn spel gespelt te hebben voor een weke (Van Autenboer 85).
(13) Wer die Abele Spelen einigermaĂźen kennt, denkt direkt an Lanseloet
van Denemerken, das bekanntlich von zwei Menschen gespielt werden kann,
wo eine der Figuren mehrmals den horen steect
und dessen Stoff bestimmte Analogien aufweist mit der Biographie des
englischen Königs Eduard III. mit seiner besonderen Beziehung zu seiner
Mutter etc. (vgl. M. Frenzel, Stoffe der Weltliteratur).
(14) DafĂĽr spricht die Tatsache, daĂź er persona verwendet, ein dem Mittelatein unbekanntes Wort.
(15) Der kleine Beitrag in der genannten Rechnung wird dann als Eintrittsgeld interpretiert.
(16) Von den Bedeutungen des mittelniederdeutschen gebone (Lübben) bietet Gebälk einen Anhaltspunkt für den Beispielsatz bei Verdam (s. v. geboene): eine Übertragung von Gebälk zu Balken. Das mnl. boene, von Verdam für entstellt erklärt, wird durch das mndt. boene, ndt. bune = u.a. Schlengenwerk am Ufer, vielleicht doch erklärt.
(17) Rense war vermutlich ein Brauer, der 1353-1371 mehrmals erwähnt
wird, indem in der EinkĂĽnftenabteilung seine feste Steuer von 3 lb - de campo [camba?] - eingetragen wird.
(18) Antwerpen 1399, anläßlich der Aufführung der legende van sente Barberen: ...van een stagien diemen maecte voer der scepenen huys op hout en op wijnvaten daer men speelde de - (Prims 868); Antwerpen 1401 - welke stadie ghesteelt zeer breet op de merct op wijnvate daer boven sperren ende planken dat men op riden ende gaen mochte... (Prims 869).
(19) Scenicus - een speelder dye de Comedien op het schavot speelt (Dict. Tetr. 273 D). Ebenda: scenalis - van der hutten oft van tschavot.
(20) In Arnhem gab es um 1430 zwei Tanzhäuser: von Henrich van
Krayenberch (dies kann aber die Schule sein) - Alberts V:27, 264, 268,
331, 332 - und von Henneken de Witte: V:184, 334. Ohne Namen: V:181,
182, 263, 268, 334, 336, 337. Zweimal hat die Residenz des Grafen als
Tanzhaus gedient - Hoff van Moerse V:181, 263, IV:319. Zu Bürgerhäusern
als Tanzgelegenheit s. § 5.
(21) Man bemerkte bisher nicht (z.B. Simon), daĂź in den Arnhem-Belegen
keine Rede vom Spielen auf dem Markt ist gerade dort, wo Nytart
(Neidhart) erwähnt wird.
(22) Her dircks hyus van Arnhem, IV:299.
(23) ...inden raethuus ende opter cameren (Alberts III:149), beispielsweise.
(24) Arnhem 1431: gegeven
vier clerckskens die de schoel baven keerden, dattet heerscap op dansen
mocht, V:268. Ebenda: Gheryt van Dorsten ende anderen tymerman alle die
bencke inder scholen ynne te breken ende te maken daer men op satt doe
men dansten.
(25) BrĂĽgge 1315 - Svridaghes vor half
april von stro up thiselhuus ghestroit... Coppin den speleman myns here
Lodewycy menestruel ende sinen koc in hoefscheiden xxx s. (Gilliodts 30).
(26) Brügge 1457 - Betaelt den viere menestrelen vander stede van haerlieder pensioene van eenen jare xxiiij lb gr. (Gilliodts 44) und später 1467, 1475, 1478, 1480.
(27) Eeclo, o.J. - De
selve supplianten [Genter Rederijkers] zouden hemlieden daer voren ...
verbinden dat zij zullen doen vertooghen acht waghenspele sjaers omme
tvolc lude insetenen deser stede te verblydene... (Gailliard 414 s.v. Tafelspel, aus Nelemans` Geschiedenis der stad Eeclo, 1859:282).
(28) Vgl. die Erneuerung der Privilegien der beiden Gilden von Thielt
durch Philipp 1429; die Dokumente waren angeblich 1381 verbrannt, waren
also noch älter (De Vlaeminck in Vaderlandsch Museum 1863:25 Anm. 3).
(29) Dies gilt z.T. auch fĂĽr die Motivierung der Spiele in der
Stadt:1477 wurde im Zusammenhang mit dem Krieg des Kaisers Maximilian
ein Wagenspiel veranstaltet, weil der Stadtrat von BrĂĽgge meinte, ein
Schauspiel wäre das richtige Mittel, um das Volk zur freiwilligen
Steuerzahlung zu bewegen (Die excellente Chronijke van Brabant Fo 198).
(30) Bei diesem Spiel ist vielleicht auch daran zu denken, daĂź der
Herzog von Flandern, Wilhelm von Dampierre 1251 während eines Turniers
zu Trazegnies ums Leben gekommen war. (31) In der Gemma, 203r – danshuys of speelhuys; vgl. dans in dem GB 8216: tripudium, was wieder in dem GH 8806 = blijscap. (32) [Den Spielleuten von Nimwegen um] den vrouwen te spoelen opten danshuse 1 gulden (Alberts V: 271). (33) ...doe die gesellen mit her Dircks wyff von Arnhem dansten in her Dircks huys 8 quarten wyns... (Alberts IV:318, vgl. IV:298, 299). FĂĽr ein anderes Haus, Metken Halfwerts, ebenfalls Ehefrau eines BĂĽrgers, s. V:268, 271 – schutters des nachts verdroncken... (34) ...voor die vrouwen in een kaepsil van Maryenborch 8s. (Alberts II:350). (35) Vgl. die beissende Kritik an dem Verhalten der jungen Frauen in einem Trinkhaus un in einem Spielhaus – in dem Gedichtfragment von ca 1325, Zeile 288: Selke dobbelt...; besprochen bei Pleij 1986. Der Text herausgegeben in den “Verslagen van de Vlaamse Akademie” 1928:1048 ff. Ein Wirtshaus, das zugleich ein Trinkhaus, ein Freudenhaus und ein Spielhaus war – ein niederländisches Werk des 16. Jahrhunderts – stellt die Abb. 71 bei Renger dar.Â
(36) Die Statuten der Fonteine zu Gent von 1448: ... behoefte van tegen te gaan melancolye, daer de mensche gheenen meerderen viant heeft; nicht ohne eine interessante HinzufĂĽgung: ledicheit, moedere van alle quatheden te verdrivene (Van Duyse 20). So ein Zweck ermöglicht es sogar den Frauen, aufzutreten, organisiert natĂĽrlich: die ioncferkens van de stat hair spill gespoilt – Hattem 1470 (Hollaar 314). Wir haben oben gesehen, dass ein Privathaus zugelassen war, als dort öffentlich recreatio getrieben werden sollte. (37) Vander Meersch weist in seiner Chronik der Rederijker von Oudenaarde auf die allgemeine EinfĂĽhrung des Corpus-Christi-Festes 1316 als Ansporn fĂĽr die Entwicklung des städtischen Theaterbetriebs (nicht nur in Frankreich), er macht dabei keine Unterscheidung weltlich–geistlich. Die ostflandrische Stadt Oudenaarde bietet wahrscheinlich fĂĽr unser Thema genauso viele Möglichkeiten wie Arnhem wegen der AusfĂĽhrlichkeit der erhaltengebliebenen Quellen. Meherere Beweise des geistlichen Charakters der Rederijkerkammern fĂĽhrt Van Duyse an, die weltlichen doch frommen SchĂĽtzengesellen des 14. Jahrhunderts (esbatementspelers) erklärt er fĂĽr die Vorläufer der Rederijker (S. 7 u. 11).Â
Literatur Aers, D. (ed.), Medieval Literature. Brighton 1986. Alberts, W. J. (red.), De stadsrekeningen van Arnhem 1353-1432. I-V. Groningen-Arnhem 1 1985. Autenboer, E. van, Een landjuweel te Antwerpen in 1496? “Jaarboek De Fonteine” 197: 125-149. Autenboer, E. van, Volksfeesten te Mechelen, Gent 1962. Dąbrówka, A, Die Textiiberlieferung der Abele Spelen und der Sotternien. “Neerlandica Wratislaviensia” IV, 1989: 5-39. Dąbrówka, A, FrĂĽhestes weltliches Theaterrepertoire in den Niederlanden. „Acta Philologica” 1991: 65-98. Dąbrówka, A, Epoche, Gattung, individueller Wert. Zur empirischen Stilgeschiehte des mittelniederländischen Dramas. “Zagadnienia Rodzajów Literackich” XXXIII, 1990: 27-53. Dąbrówka, A, Abele spelen. „Zagadnienia Rodzajów Literackich” XXXV, 1992: 147-153. Dictionarium tetraglotton seu voces Latinae omnes, et Graecae eis respondentes, cum Gallica & Teutonica (quam passim Flandricam vocant) earum interpretatione Antverpiae 1562. Diefenbach, L., Glossarium Latino-germanicum mediae et infimae aetatis. Darmstadt 1973.  95 Dijk, H. van, The Structure of the 'Sotternieen' in the Hulthem Manuscript. In: H. Braet, J. Nowe, G. Tournoy (eds.), The Theatre in the Middle Ages. Leuven 1985: 238-250. Duby, G., Czas katedr. Sztuka i społeczeństwo 980-1420. Warszawa 1986. Duyse, P. van, De Rederijkkamers In Nederland. O.O.1900. ErnĂ©, RH., Over wagenspelen. “Tijdschrift voor de Nederlandse Taal- en Letterkunde” 1931: 224-225. Gailliard, E., Glossaire flamand de l'Inventaire des archives de Bruges. O.O. 1879. GallĂ©e, J .H., Bijdrogen tot de geschiedenis der dramatische vertoningen in de Nederlanden gedurende de Midde1eeuwen. Haarlem 1873. Gash, A, Carnival against Lent: the ambivalence of medieval drama. In: D. Aers (ed.) 1986. Gauvin, C., Les genres et leur interference dans le th6atre religieux anglais du Moyen Age. In: I. Mamczarz (ed.), Problèmes, interfĂ©rences des genres au théâtre et les fętes en Europe. Paris 1985:15-25. Gemma = Vocabularius optimus Gemma vocabulorum merito dictus, Daventriae 1502. Gilliodts van Severen, L., Les mĂ©nĂ©strels de Bruges. Bruges 1912. GB = Het Glossarium Bernense. Hrsg. L. de Man u. P.G.J. van Sterkenburg. 's-Gravenhage 1977. GH = Het Glossarium Harlemense, Hrsg. P.G.J. van Sterkenburg. 's-Gravenhage 1975. Goth, B., Untersuchungen zur Gattungsgeschichte der Sottie. Miinchen 1967. Groenewegen, N., De speelplaats van de abele spelen en de sotternieen in verband met de theaterbouw in de Middeleeuwen, Masch. Amsterdam 1986. Heer, F., Aufgang Europas. Eine Studie zu den Zusammenhängen zwischen politischer Religiosität, Frömmigkeitsstil und dem Werden Europas im 12. Jahrhundert. Wien 1949. Hermans, C.R., Geschiedenis der rederijkers in Noordbrabant. 's-Hertogenbosch 1867. Herrmann, M., Forschungen zur deutschen Theatergeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Berlin 1914. Hollaar, J. van, E. W. F. van den Elzen, Het vroegste toneelleven in enkele Noordnederlandse plaatsen. “De Nieuwe Taalgids” 1980. 4:302–324. DHondt, V., Geschiedenis van het toneel te Aalst en bezonderlijk van de Koninklijke Rederijkkamer De Catharinisten. Aalst 1908. Hummelen, W.M.H., Tekst en toneelinrichting in de abele spelen. “De Nieuwe Taalgids” 1977:229–242. Hummelen, W.M.H., Notities bij E. van Autenboers Het Brabants Landjuweel, “De Nieuwe Taalgids 1984: 414-421. Hunningher, B., The Netherlandish abele spelen. “Maske und Kothurn” 1964: 244-253. Jonckbloet, W.J.A, Geschiedenis der Middelnederlandsche Dichtkunst. Amsterdam 1851. Knight, S., Chaucer's religious Canterbury Tales. In: G. Kratzmann & J. Simpson (eds.), Medieval English Religious and Ethical Literature: Essays in honour of G.H.Russel. Cambridge 1986 (a). Knight, S., The social function of the Middle English romances. In: Aers 1986 (b). Loomis, L.R., Secular Dramatics in the Royal Palace, Paris 1378, 1389 and Chaucer's Tregetours. In: J. Taylor, AR. Nelson (eds.) Medieval English Drama. Chicago 1972:98-115. LĂĽbben, A, Mittelniederdeutsches Wörterbuch. Darmstadt 1965. Meersch, D.J. vander, Kronyk der rederykkamers van Audenaarde. “Belgisch Museum” VI. 1842: 373-408. Meurs, F. van, De abele spelen en de navolgende sottemieen aIs thematisch tweeluik. “Literatuur” 1988.3:149-156. Neumann, B., Zeugnisse mittelalterlicher Auffiihrungen im deutschen Sprachraum. Eine DokumenÂtation zum volkssprachigen geistlichen Schauspiel. Teil 1. Die Erforschung der Spielbelege. Köln 1979. Niermeyer, J.F., Mediae Latinitatis Lexicon Minus. Leiden 1976. 96 Olson, G., Literature as recreation in the Later Middle Ages. Ithaca 1982. Paul, H., Deutsches Wörterbuch. TĂĽbingen 1966. Peters, U., Literatur in der Stadt. TĂĽbingen 1983. Petit de Juleville, L., RĂ©pertoire du Théâtre Comique en France au Moyen Age. Paris 1886. Plantijn, Chr., Thesaurus Theutonicae linguae. Antverpiae 1573. Pleij, H., The function of literature in urban societies in the later middle ages. “Duteh Crossing” 1986, 29:3-22. Pleij, H., De sneeuwpoppen van 1511. Amsterdam 1988. Prims, F., Het oudste toneel te Antwerpen. “Verslagen VlaamseAkademie” 1933:865-872. Puyvelde, L. van, Het ontstaan van het modern tooneel in de oude Neder1anden. “Verslagen Vlaamse Akademie” 1922:909-952. Renger, K., Lockere Gesellschaft, zur Ikonographie des Verlorenen Sohnes und von Wirsthausszenen in der niederländisehen Malerei. Berlin 1970. Simon, E., Neidhart plays as Shrovetide plays: twelve additional documented performances. “The Germanic Review” 1977:87-98. Straeten, E. vander, Le theâtre villageois en Flandre. Bruxelles 1882. Strietman, E., Teach yourself art. The literary guilds. “Dutch Crossing” 1986.29:75-94. Tanerijen, W. van der, Boec der lopender praetijken der Raidcameren van Brabant. Hrsg. EJ. Strubbe. BrĂĽssel 1952. Traver, H., Religious implications in the Abele Spelen. “The Germanie Review” 1951:34-49. Verdam, J., Middelnederlandseh Woordenboek. 's-Gravenhage 1932. Wasson, J., Professional Actors in the Middle Ages and the Ear1y Renaissance. In: Medieval and Renaissance Drama in English. New York 1984.1:1-11. Wolf, R. de, Bijdrage tot de kennis van ons middeleeuwsch tooneel. “Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde” 1895:301-304. Worp, J .A., Geschiedenis van het drama en van het tooneel in Nederland. Rotterdam 1904.
|